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Der Weg zu einer pflanzenbasierten Ernährung führt für viele Veganer und Vegetarier über eine der vielen  Dokumentationen. Die Filme zeigen ungeschminkt die Zustände in der Massentierhaltung, beschreiben Alternativen zum heutigen System der Massentierhaltung und räumen mit hartnäckigen Mythen über eine vegane oder vegetarische Lebensweise auf.

Seaspiracy

Seaspiracy

(USA 2021, Regie: Ali Tabrizi, 98 Minuten, Website)

Die verheerende Ausbeutung der maritimen Ökosysteme durch die Menschheit erfährt häufig nur wenig Aufmerksamkeit. Die Netflix-Dokumentation Seaspiracy wirft Licht auf einige der folgenreichsten Aspekte dieses Themas: die Überfischung der Gewässer, die ‘Beifang’-Problematik, den Anteil der Fischerei am Plastikmüll in den Meeren, die prekären Arbeitsbedingungen, das grausame Gemetzel an Walen und anderen Meeresbewohnern etc. Protagonist von Seaspiracy ist der britische Filmemacher Ali Tabrizi, der sich in Japan, Schottland, auf den Färöer Inseln und an anderen Orten der Welt mit den Schattenseiten von Fischfang und Fischzucht beschäftigt und dabei besorgniserregende Fakten und erschütternde Bilder zu Tage fordert. Produziert wurde der Film von Kip Andersen, der schon den Namensvetter Cowspiracy produzierte. Der Film ist auf Netflix sehr erfolgreich, wir aber kontrovers diskutiert. Viele loben die schonungslose Darstellung der erschütternden Fakten zum Zustand der Weltmeere. Kritik gibt es hingegen von der Fischindustrie, aber auch von einigen Meeresbiologen und NGOs. Ansatzpunkte für die Kritik sind vor allem die starke Dramatisierung und dass einige Interviewaussagen und Fakten ungenau und aus dem Zusammenhang gerissen seien. Auch die These des Films, dass nachhaltige Fischerei nicht möglich sei und dass es deshalb das Beste für die Meere wäre, ganz einfach gar keinen Fisch mehr zu essen, weisen manche der Kritiker als zu einfach zurück. Ob man die Schlussfolgerung von Tabrizi nun teilt oder nicht – es ist ein großer Verdienst des Films, dass er die Themen Fischfang und Fischzucht stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt. Einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt allerdings der etwas verschwörungstheoretische Unterton: Immer wieder wird andeutet, dass viele Umweltorganisationen das Thema gemeinsam mit der Tierindustrie unter den Teppich kehren. Das hat der Film mit der verwandten Doku Cowspiracy gemeinsam. 

Trailer (englisch):

Dominion

(Australien 2018, Regie: Chris Delforce, 120 Minuten, Website)

Die australische Produktion ‘Dominion’ gehört zu den wirkungsmächtigsten veganen Dokumentationen. Übersetzt bedeutet Dominion Herrschaft. Der Film macht es sich zur Aufgabe, die menschliche Herrschaft über die Tiere aufzudecken, die systematisch von den Blicken der Öffentlichkeit ferngehalten wird. Ort des Geschehens ins Australien, aber das Gezeigte lässt sich auch auf Deutschland und den Rest der westlichen Welt übertragen. Filmemacher Chris Delforce hatte bereits 2014 in ‘Lucent’ die desolaten Zustände in der australischen Schweinehaltung dokumentiert. Viele Vorgänge blieben darin schemenhaft, weil die Enthüllungsbilder aus den Ställen dunkel und verwackelt waren. Auch ‘Dominion’ reiht schockierende Bilder aus der industriellen Massentierhaltung aneinander und erweitert das Konzept auf andere sogenannte Nutztiere. Allerdings setzt der Film auf moderne Technik, also auf Drohnenaufnahmen und zum Teil hochauflösende Bilder. Das ändert einiges. Denn die scharfen, besser ausgeleuchteten Aufnahmen lassen eher erkennen, was dort eigentlich vor sich geht in den Ställen. Und sie bauen viel stärker eine Verbindung zwischen den Tieren zu dem Zuschauer auf. Immer wieder sucht die Kamera verstohlen den Augenkontakt mit den gemarterten Tiere. Das macht diesen Horrorfilm, der brutaler und verstörender nicht sein könnte, noch unerträglicher (Triggerwarnung!). Da wo nicht auch über die Tonspur der Horror aus den Ställen und Käfigen vermittelt wird, erläutern die Stimmen von bekannten Persönlichkeiten wie Schauspieler Joaquin Phoenix und Sängerin Sia, was wir da sehen. Ungeschönt aber ohne dabei zu dramatisieren, denn die Bilder und Töne sprechen für sich. Die rund zwei Stunden ‘Dominion’ sind kaum auszuhalten und setzen sich für lange Zeit im Kopf fest. Hinschauen tut in jeder einzelnen Minute weh. Wohl gerade deshalb ist dieser Film so wichtig.

Trailer (englisch):

The Game Changers

(USA 2018, Regie: Louie Psihoyos, 108 Minuten, Website)

Die US-amerikanische Dokumentation ‘The Game Changers’ wurde von Hollywood-Größen wie James Cameron, Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan mitproduziert. Im Mittelpunkt steht James Wilks. Er ist ehemaliger Mixed-Martial-Arts-Kämpfer und bildet heute Elitesoldaten aus. Aufgrund einer schweren Knieverletzung beginnt Wilks darüber zu recherchieren, mit welcher Ernährung er die Regeneration am Besten unterstützen kann. Dabei stößt er zunächst auf eine Studie, wonach sich Gladiatoren fast ausschließlich vegetarisch ernährten. Das macht ihn neugierig und inspiriert ihn zu weiteren Recherchen. Als Protagonist der Dokumentation reist er durch die Welt und spricht mit Ernährungs- und Sportwissenschaftlern, vor allem aber Spitzenathleten aus verschiedenen Disziplinen, die über ihre Umstellung auf eine vegane Ernährung erzählen: Formel 1-Fahrer Lewis Hamilton, Bodybuilder Patrik Baboumian und viele andere. An diesen Beispielen zeigt die Dokumentation, dass sich sportliche Spitzenleistungen und eine vegane Ernährung keinesfalls ausschließen. Zahlreiche Mythen werden dabei auf den Prüfstand gestellt, vor allem die Behauptung, pflanzliches Protein könne nicht mit tierischem mithalten. Neben den Interviews zieht der Film auch allerhand Studien heran – bis hin zu Untersuchungen über den Einfluss der Ernährung auf die sexuelle Performance von Männern. Mit Studien ist das aber in veganen Dokumentationen immer so eine Sache – da ist der Vorwurf des einseitigen Cherrypickings bei Kritikern in der Regel schnell zur Hand. Darum liegt der eigentliche Wert des Films eher in den persönlichen Schilderungen der Athleten. Fazit: ‘The Game Changers’ schafft es, weit über den Rand der veganen Subkultur hinaus zu wirken. Wenn ausgerechnet Actionstars wie Arnold Schwarzenegger Mythen wie ‘Echte Männer essen Fleisch’ als ein Produkt der Werbung entlarven, bringt das offenbar mehr Menschen zum Nachdenken als Horrorbilder aus Schlachthäusern.

Trailer (englisch):

Das System Milch

(Deutschland und Italien 2017, Regie: Andreas Pichler, 90 Minuten, Website)

Ausgangspunkt von ‘Das System Milch’ ist die Kindheit von Filmemacher Andreas Pichler. Er denkt zurück an die Zeit, in der er aus eigener Erfahrung noch die Kuh von der Weide kannte, die es heute kaum noch gibt. Der Film stellt nicht grundsätzlich in Frage, dass Menschen Milch von Tieren anderer Arten trinken, beleuchtet aber die Zustände in der europäischen Milchwirtschaft. Dabei bricht der Film klar mit dem romantisch verklärten Bild, wie es auf die Tetrapaks gedruckt wird. So verschweigt er nicht, dass Kühe in der Milchindustrie nur ein Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung haben und welches Schicksal Kälber als ‘Abfallprodukt’ der Milchproduktion erwartet. Der Film wechselt immer wieder zwischen der Welt der Kleinbauern, die von ruinösen Dumpingpreisen wirtschaftlich an die Wand gedrückt werden, und der Welt der multinationalen Molkereikonzerne. Deren Vertreter präsentieren sich als auf grenzenloses Wachstum und auf die fortwährende Erschließung von neuen Absatzmärkten programmiert. Unter anderem führen die Recherchen Andreas Pichler auf eine Messe der Milchindustrie, wo stolz Turbokühe mit überdimensionierten Eutern präsentiert werden, die kaum noch laufen können. Die Dokumentation thematisiert die Fehlallokationen durch die hohen Subventionen aus Brüssel und die Auswirkungen der Überproduktion auf Entwicklungsländer. Darüber hinaus fragt Andreas Pichler nach Umweltauswirkungen der Milchproduktion: etwa die Rodung von Regenwäldern für Kraftfutter und die Überdüngung der heimischen Böden (Faustregel: ein Liter Milch = drei Liter Gülle). Die Bilder im Film sind verstörend, ohne effekthascherisch zu sein. Insgesamt ein lohnenswerter Blick hinter die Kulissen einer weiter wachsenden Milliardenindustrie, der klar die kühle Verwertungslogik der auf Export getrimmten Großindustrie hinterfragt.

Trailer (deutsch):

The End of Meat – eine Welt ohne Fleisch

(Deutschland 2017, Regie: Marc Pierschel, 94 Minuten, Website)

In ‘The End of Meat’ wirft Filmemacher Marc Pierschel die Frage auf, wie eine Welt ohne Fleischkonsum und ohne die Ausbeutung von Tieren aussehen könnte. Auf der einen Seite beleuchtet der Dokumentarfilm den Status-quo: die negativen Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Tiere sowie auf Klima, Artenvielfalt und den Zustand der Gewässer. Auf der anderen Seite widmet er sich solchen Fragen, die sich eben stellen, wenn es um die Vision einer Zukunft ohne Tierhaltung geht: Wie werden Menschen und Tiere in einer solchen Welt zusammenleben? Was würde eigentlich mit den Milliarden von sogenannten Nutztieren passieren, wenn wir sie nicht mehr in Ställe und Käfige sperren? Was werden die Menschen dann essen und welche Rolle können dabei Alternativen wie kultiviertes Fleisch aus der Petrischale spielen? Die Suche nach Antworten führt Pierschel unter anderem auf einen Gnadenhof und in eine rein vegetarische Stadt in Indien. ‘The End of Meat’ kommt ohne schockierende Bilder aus den Ställen der Massentierhaltung aus. Stattdessen setzt Pierschel auf Gespräche mit Wissenschaftlern, Philosophen und Aktivisten. Der Film enthält zahlreiche Gedankenanstöße zur Idee einer Zukunft ohne Fleischkonsum, verzichtet aber darauf, selbst eine konkrete Vision dieser Welt zu entwerfen. Das bleibt dem Zuschauer überlassen.

Trailer (deutsch):

Cowspiracy – das Geheimnis der Nachhaltigkeit

(USA 2015, Regie: Kip Andersen und Keegan Kuhn, 90 Minuten, Website

Die US-amerikanische Dokumentation ‘Cowspiracy’ widmet sich in erster Linie den Auswirkungen der Tierhaltung auf die Erderwärmung. Der Film geht von der These aus, dass die industrielle Tierhaltung eine größere Auswirkung auf das Weltklima hat als alle anderen Bereiche zusammen. Vor diesem Hintergrund beleuchten die Filmemacher Kip Andersen und Keegan Kuhn auch die Rolle von namhaften Umweltorganisationen wie Greenpeace und dem Rainforest Action Network. Ihre These: Während die Umweltauswirkungen von anderen Bereichen, wie etwa Industrie und Transport, gesehen und angeprangert werden, gebe es beim Thema Fleisch- und Milchindustrie eine Art blinden Fleck. Die großen Umweltschutzorganisationen würden sich ausgerechnet bei dem Thema wegducken und das Thema totschweigen. Daher rührt auch der Name des Films, ein Wortspiel aus ‘Cow’ und ‘Conspiracy’. Die Filmemacher konfrontieren Vertreter der Organisationen in Interviews mit diesem Vorwurf. Zudem präsentieren sie in eineinhalb Stunden jede Menge Zahlen und Fakten zu den Umweltauswirkungen der Tierhaltung. Mehr Zahlen, als der durchschnittliche Zuschauer verarbeiten kann. Und an einigen Stellen aus Quellen, die alles andere als unumstritten sind. Trotzdem hat der Film seine Stärken da, wo er Fakten präsentiert. Wusstest du, dass die Produktion eines Fleischburgers so viel Wasser verschlingt wie zwei Monate duschen? Dort wo der Film hingegen den Eindruck erweckt, einer globalen Verschwörung auf der Spur zu sein, und eine ungesunde Nähe zwischen Agrarwirtschaft und NGOs andeutet, driftet das mitunter sehr ins Verschwörungstheoretische ab. Zumindest im Hinblick auf die in Deutschland tätigen Organisationen darf auch die These des Film, Umweltschutzorganisationen würden das Thema Tierhaltung systematisch ausblenden, kritisch hinterfragt werden. 

Trailer (deutsch):

Gabel statt Skalpell – gesünder leben ohne Fleisch

(USA 2011, Regie: Lee Fulkerson, 96 Minuten, Website

‘Gabel statt Skalpell’ ist – etwas holprig übersetzt – die deutschsprachige Version der US-amerikanischen Dokumentation ‘Forks over Knives’. Darin recherchiert Filmemacher Lee Fulkerson über den Zusammenhang einer Ernährung mit tierischen und stark verarbeiteten Produkten mit der menschlichen Gesundheit. Der Film porträtiert Wissenschaftler, deren Arbeiten wegweisend waren für den heutigen Erkenntnisstand, etwa den Leiter der anerkannten China-Studie Colin Campbell. Zu den Volkskrankheiten, die die Wissenschaftler mit dem übermäßigen Konsum von tierischen Produkten in Verbindung bringen, gehören Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, Multiple Sklerose, Rheuma und Krebs. Darüber hinaus begleitet der Film Menschen, die ihre Ernährung auf vollwertige pflanzenbasierte Kost umgestellt haben, und zeigt, welche positiven Effekte dies auf Gesundheit, Körpergewicht und Wohlbefinden hatte. Zudem trifft Lee Fulkerson auf sich pflanzlich ernährende Hochleistungssportler, um dem Mythos entgegenzutreten, sportliche Leistung ginge nur mit tierischen Proteinen. Die Art, wie die Fakten und Zahlen filmisch umgesetzt werden, wirkt mitunter etwas aus der Zeit gefallen. Aber der Film hat auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Da ‚Gabel statt Skalpell‘ auf das Thema Gesundheit abhebt und andere Aspekte wie Tierleid und Umweltschäden weitgehend ausgeklammert, kann er auch von Menschen gesehen werden, die keine brutalen Bilder aus Schlachthöfen anschauen können. Insgesamt ist der Film sehenswert, doch wie viele andere Dokumentationen dieser Art etwas verallgemeinernd. Für eine etwas differenzierte Betrachtung, wie sie etwa die China-Studie selbst vornimmt, lässt das Medium Film wenig Raum.

Trailer (deutsch):

Weitere Dokumentationen über Tierrechte und Tierhaltung: 

Butenland (2019)

Deutscher Dokumentarfilm über einen Bauernhof, der zum Lebenshof wurde, und über die dort lebenden Menschen und Tiere.

Website | Trailer 

What the Health (2017)

US-amerikanische Dokumentation von den Machern von ‚Cowspiracy‘ über die gesundheitlichen Vorteile einer veganen Ernährung.

Website | Trailer 

Hope for all (2016)

Österreichischer Dokumentarfilm über die Folgen der westlichen Ernährungsweise für Gesundheit, Umwelt und Tierwohl. 

Website | Trailer 

Lucent (2014)

Australischer Film über die Zustände in der dortigen Schweinezucht – schwer verdauliche Kost vom Macher von ‚Dominion‘  

Ganzer Film auf Vimeo 

Live and let live (2013)

Deutsche Dokumentation über den Veganismus und sechs Menschen, die sich für eine vegane Lebensweise entschieden haben. 

Website | Trailer 

Blackfish (2013)

US-amerikanische Dokumentation über das Schicksal eines isländischen Schwertwals in SeaWorld-Gefangenschaft. 

Website | Trailer 

More than Honey (2012)

Dokumentarfilm aus der Schweiz über die Ursachen des weltweiten Bienensterbens und die Rolle der Honigproduktion. 

Website | Trailer 

Taste the Waste (2011)

Deutsche Dokumentation darüber, wie weltweit Lebensmittel verschwendet werden, während Millionen von Menschen hungern. 

Website | Trailer 

Food, Inc. (2008)

Oscar-nominierte Dokumentation aus den USA, die einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Nahrungsmittelindustrie wirft.

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