Eine der skurrilsten Dinge in der Milchindustrie ist sicher die Fistulierung von Kühen. Dabei wird eine künstliche Körperöffnung in den Bauch einer Kuh geschnitten, die mit einem Stöpsel oder einem Schraubverschluss aus Kunststoff dauerhaft zugänglich gemacht wird. Die Pansenfistel ist kein standardmäßiges Werkzeug in der Tierhaltung, nur ausgewählte Kühe bekommen eine solche Fistel eingesetzt. Sie soll es ermöglichen, Verdauungsvorgänge zu analysieren und Erkenntnisse für die Fütterung der gesamten Herde zu gewinnen.
Durch das Loch im Magen der Kuh können Proben von vorverdautem Futter entnommen werden oder auch Mittel in den Verdauungsapparat gegeben werden, ohne dass diese vorher zerkaut werden müssen. Hierfür greifen Landwirte und Veterinäre in der Regel mit dem ganzen Arm in die Kuh hinein. Von den Analyseergebnissen verspricht sich die Milchindustrie eine Optimierung der Fütterung: Die ′Milchleistung′ soll weiter gesteigert werden, zudem soll das Schadstoffe in der Milch und umweltschädliche Methanemissionen verringern.
Der operative Eingriff, bei dem die Körperöffnung in die Kuh geschnitten wird, erfolgt unter Betäubung. Die Milchindustrie beteuert, dass die Fistulierung danach keine bleibenden Schmerzen verursacht und dass es für eine Kuh kein Problem darstellt, wenn Menschen mit dem halben Arm in ihrem Pansen rumwühlen. Doch ob diese Praxis nicht doch Schmerzen verursacht oder als dauerhafter Fremdkörper wahrgenommen wird, ist umstritten. Damit es rund um die Pansenfistel nicht zu Entzündungen kommt, wird die Stelle regelmäßig eingesalbt.