Die Haltung von Tieren für die Produktion von Lebensmitteln findet hinter verschlossenen Türen statt und entzieht sich systematisch dem Blick der Öffentlichkeit. Anders ließe sich das System der Massentierhaltung mit seinen grausamen Werkzeugen und Methoden gar nicht aufrechterhalten. Dennoch gibt es immer wieder Einblicke hinter diese Türen, etwa durch Filmaufnahmen von Aktivisten. Aufschlussreich ist es auch, in den Katalogen von Agrargroßhändlern zu blättern: Dort finden sich allerlei Werkzeuge aus der Tierhaltung, die auf den ersten Blick eher nach Dildoking oder mittelalterlichem Folterkeller aussehen, die aber die Funktion haben, Tiere zu bändigen, zu verstümmeln oder möglichst effizient zu schlachten.
Nachfolgend findest du – pars pro toto – zehn Werkzeuge aus dem Horrorkabinett der Massentierhaltung. Einige davon sind einfach nur grausam, andere ziemlich skurril. Jeweils mit einer kleinen Beschreibung, wofür diese Dinge eigentlich gut sein sollen. Das erschließt sich nämlich nicht immer sofort. Die noch viel sadistischeren Apparaturen, die für kosmetische und medizinische Tierversuche verwendet werden, seien hier mal ausgeklammert.
Wer diese leid- und todbringenden Werkzeuge in Aktion sehen möchte, der braucht die Bezeichnung nur in die Suchmaschine seiner Wahl einzugeben. In den Weiten des Netzes finden sich genug Bilder und Videos dazu. Hier will ich darauf verzichten und in der Bildwelt bleiben, mit der uns ‘artgerechte Tierhaltung’ vorgegaukelt werden soll. Dennoch an dieser Stelle eine kleine Triggerwarnung: Auch ohne Bilder mit explizitem Tierleid sind die folgenden Absätze nicht für Menschen geschrieben, die emotionalem Stress aus dem Weg gehen möchten.
1. Fisten will gelernt sein: ein Simulator für die Zwangsbefruchtung von Kühen
In den Köpfen der Menschen hält sich hartnäckig der Mythos, dass Kühe von sich aus Milch geben und irgendwie auch dankbar sind, wenn der Bauern sie regelmäßig von dieser Last befreit. Die meisten haben vermutlich noch nie eine Minute lang darüber nachgedacht, was Kuhmilch eigentlich ist und wofür sie von der Natur eigentlich vorgesehen ist. Grundsätzlich verhält sich das beim Säugetier Kuh nicht anders als beim Säugetier Mensch: Kühe haben dann – und auch nur dann – Milch in den Eutern, wenn sie Kinder gebären. Und die Milch ist einzig und allein dafür vorgesehen, die Kälber in den ersten Monaten mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Wenn sich der Mensch der Milch von Kühen bemächtigen will, muss er also zwei Dinge sicherstellen: zum einen dass die Kuh regelmäßig neue Kälber gebärt, damit der Milchstrom nicht abreißt, und zum anderen dass die so gewonnene Milch nicht etwa vom geborenen Kalb weggetrunken wird. Damit hat er ja anderes vor.
Die erste Voraussetzung für den stetigen Milchstrom wird erfüllt, indem die Kühe von den Menschen zwangsbefruchtet werden. Das Leben einer sogenannten ‘Milchkuh’ besteht also darin, dauerhaft schwanger zu sein, damit die Milch fließen kann. Jedenfalls solange, bis die Kuh wegen nachlassender Milchleistung aussortiert und geschlachtet wird. Die Befruchtung übernehmen nicht männliche Rinder, das erledigen die Bauern. Der männliche Samen wird durch die Vagina in den Uterus eingegeben, während der Landwirt mit seinem Arm in das Rektum der Kuh greift, um den Uterus richtig zu platzieren. Während es gesetzlich untersagt ist, die Tiere aus Gründen der sexuellen Befriedigung zu penetrieren, ist das Eindringen mit dem ganzen Arm – man könnte auch sagen Fisten – zum Zweck der Milchproduktion nicht nur erlaubt, sondern der Standard.
Auch das will irgendwie gelernt sein. Vor allem von jenen, die das Wissen nicht in x-ter Generation auf dem Familienhof weitergegeben bekommen. Hierbei kann der ‘Bovine Breeder’ der US-Firma Reality Works helfen. Sieht irgendwie nach einem Dildoking Produkt aus, ist aber tatsächlich als Simulator für angehende Landwirte gedacht. Er bildet alle für den Befruchtungsvorgang relevanten Körperteile der Kuh in Lebensgröße ab, so dass die Lehrlinge das Zwangsbefruchten praxisnah erproben können. Er kommt mit jeder Menge Zubehör, unter anderem einer Pistole für das Einschießen des Samens und kleinen Anschauungsobjekten dafür, wie groß der Embryo in den unterschiedlichen Stadien der Schwangerschaft ist. Den ‘Bovine Breeder’ gibt es für Kühe in den Farbvarianten schwarz-weiß-gescheckt und braun. Mit dem stolzen Preis von 3.299 US-Dollar ist er eher etwas für den professionellen Gebrauch. Dafür lässt sich das Gerät praktisch für den Transport zusammenklappen. Da natürlich auch die Zwangsbefruchtung von Schweinen gelernt sein will, gibt es auch den ‘Swine Breeder’ für die Simulation der Penetration von Muttersauen.
Kühe werden zwangsbefruchtet, damit sie weiter Milch geben | Hintergrund: Oligo @ Adobe Stock
2. Saugentwöhner: ein Werkzeug, um jungen Kälbern den Saugreflex auszutreiben
Der Befruchtungssimulator mag eher eine kleine Skurrilität in der Welt der modernen Landwirtschaft sein – die meisten Bauern werden das Zwangsbefruchten der Kühe auf einem anderen Weg lernen. Das zweite Werkzeug aus der Tierhaltung hingegen wird recht flächendeckend eingesetzt. Sogenannte Saugentwöhner gibt es in so gut wie jedem Versandhandel für Landwirte zu kaufen. Diese kleinen Vorrichtungen sollen den Kälbern den angeborenen Saugreflex austreiben, den diese wie menschliche Säuglinge haben.
In der Massentierhaltung werden die Kälber in der Regel direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Sie sollen ja nicht von der wertvollen Milch trinken, die wir für unseren Cappuccino haben wollen, und bekommen stattdessen ein künstliches Gemisch aus Milchpulver, Wasser und Zusatzstoffen. Da Rinder Tiere mit starken sozialen Beziehungen sind, erfahren Mutter und Kind diese Trennung als sehr schmerzvoll und rufen noch Tage lang nacheinander, manchmal Wochen.
Kälber sind eine Art Abfallprodukt aus der Milchproduktion. Die meisten männlichen Exemplare werden gemästet, getötet und zu Lebensmitteln weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Weißwürsten. Viele weibliche Kälber werden selbst zu sogenannten ‘Milchkühen’ herangezogen. Einige Tage nach der Trennung von der Mutter werden die isolierten Kälber aus Platzgründen wieder mit anderen Tieren zusammengebracht. Sie haben dann immer noch ihren unbefriedigten Saugreflex und üben diesen häufig an den Eutern oder Geschlechtsteilen von anderen Rindern aus.
Hier kommen Saugentwöhner ins Spiel. Sie sollen sicherstellen, dass die Kälber nicht an den Eutern von Artgenossen saugen. Das treibt man den Tieren natürlich am Besten mit Schmerzen aus. Es gibt sehr unterschiedliche Modelle von Saugentwöhnern, manche aus kühlem Metall, andere aus Plastik in den verschiedensten Farben. Gemeinsam haben die Fabrikate spitze und scharfe Elemente, die den Schmerz auslösen. Meistens handelt es sich um Ringe, die an der Nase des Kalbes befestigt werden. Einige Modelle tragen die Stacheln nach innen, so dass sie dem saugenden Tier Schmerz bereiten, damit es vom Euter ablässt. Andere haben nach außen gerichtete Spitzen oder Zacken, die dem angesaugten Tier wehtun, so dass dieses das saugende Tier von sich stößt.
Mit Saugentwöhnern wird Kälbern der Saugreflex ausgetrieben | Hintergrund: Racecat 27 @ Adobe Stock
3. Kuh mit Schraubverschluss: Pansenfisteln sollen die Rinderhaltung optimieren
Bleiben wir noch einen Moment beim Thema Kuhhaltung und bei sonderbaren Dingen, die es nicht auf jedem beliebigen Bauernhof gibt, die aber dennoch zum System der Milchindustrie gehören. Hin und wieder stößt man in der Berichterstattung auf Bilder von Kühen, die eine Art Tankdeckel oder Bullauge mit einem Stöpsel eingesetzt bekommen haben, eine sogenannte Pansenfistel. Unter der Fistulierung einer Kuh versteht man die Installation eines dauerhaften direkten Zugangs zum Pansen. Der Pansen ist der erste von insgesamt vier Mägen einer Kuh. Darin befinden sich rund sieben Kilogramm Bakterien und Mikroorganismen, die das Futter vorverdauen.
Zweck der Fistulierung ist es, die Zusammensetzung des Futters zu optimieren – nicht nur für das fistulierte Einzeltier sondern für die ganze Herde. Darum finden sich diese sonderbaren Löcher auch nicht in jeder Kuh in jedem Stall, sondern werden gezielt in einzelne Tiere zu Forschungszwecken eingesetzt. Die Pansenfistel ist also weniger ein standardmäßiges Werkzeug in der Tierhaltung sondern eher eine Art Tierversuch.
Bei der Fistulierung wird mit einem operativen Eingriff ein rund 15 Zentimeter breites Loch in den Bauch der Kuh geschnitten. Damit der Zugang zum Pansen nicht nur einmal möglich ist sondern immer wieder, wird eine Fistel aus Kunststoff eingesetzt – ein künstlicher Ein- und Ausgang, der mit einem Stöpsel oder Schraubverschluss versehen wird. Die Agrarwirtschaft beteuert, dass die Kunststoffkanülen den Kühen keine dauerhaften Schmerzen bereiten. Die Operation selbst wird unter Betäubung durchgeführt. Doch es bleiben Schmerzen in den Tagen nach der Operation und dass durch den austretenden Pansensaft Entzündungen entstehen können. Um dieses Risiko zu vermindern, werden die Ränder des Lochs in der Regel mit entzündungshemmenden Salben eingerieben.
Um eine Probe aus dem Pansen zu entnehmen, greift der Landwirt mit dem ganzen Arm in die künstlich geschaffene Körperöffnung und entnimmt mit der Hand Proben vom vorverdauten Tierfutter für die Analyse. Umgekehrt kann die Fistel auch genutzt werden, um bestimmte Mittel direkt in den Verdauungsapparat einzugeben, ohne dass die Kuh es vorher zerkauen und herunterschlucken muss. Mit den Analyseergebnissen sollen Futterrationen optimiert, mögliche Schadstoffe von der Milch ferngehalten und die Methanemissionen von Kühen verringert werden. Begründet wird die Praxis von der Industrie vorrangig mit Tiergesundheit und Umweltschutz, doch ein wesentliches Interesse dieser Forschung gilt natürlich der weiteren Steigerung der Milchproduktion für den menschlichen Verzehr. Sicher ist es dringend erforderlich, dass der Methanausstoß der Landwirtschaft gesenkt wird. Zielführender als mit der Hand in den Mägen von lebenden Kühen rumzuwühlen, wäre aber ganz sicher der Umstieg von Kuhmilch auf Pflanzenmilch.
Ein verschließbares Loch im Magen soll die Milchproduktion optimieren | Hintergrund: Dan Vostok @ Adobe Stock
4. Ein Werkzeug aus der Schweinehaltung: die Kastrationszange
Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 20 Millionen männliche Schweine kastriert. Grund dafür ist der sogenannte ‚Ebergeruch‘: Bei einem kleinen Prozentsatz nicht-kastrierter Schweine werden beim Erhitzen des Fleisches geschlechtsspezifische Geruchsstoffe freigesetzt, die den Geruch und Geschmack unangenehm verändern können. Zudem gelten nicht kastrierte Schweine in der Haltung als schwieriger, da sie aggressiver auftreten. Um dem entgegenzuwirken, werden die Tiere gegenwärtig kastriert.
Hierbei setzen die Bauern in der Regel eine Kastrationszange ein: Den Ferkeln wird die Haut über den Hodensäcken aufgeschnitten, dann werden die Hoden herausgedrückt und die Samenstränge durchtrennt. In den meisten Ställen erfolgt diese schmerzhafte Prozedur ohne Betäubung, bei vollem Bewusstsein. In Deutschland ist es noch bis Ende 2020 legal, Ferkel bis zum siebten Lebenstag ohne Betäubung zu kastrieren. Eigentlich hatte der Bundestag 2013 beschlossen, dass die Kastration ohne Betäubung bereits ab 2019 verboten sein sollte. Doch auf Drängen der Agrarlobby wurde dieses Verbot um zwei Jahre aufgeschoben und gilt nun erst ab Anfang 2021. In vielen Ländern, die in anderen Fragen gern auch mal als Vorbild herhalten, wird die betäubungslose Ferkelkastration seit langer Zeit nicht mehr praktiziert.
Ab 2021 haben die Landwirte dann drei Alternativen: Entweder sie kastrieren weiter, das geht dann aber nur noch unter Narkose. Allerdings wird das in Deutschland auf problematische Weise umgesetzt, denn die Politik erlaubt es den Landwirten, die Eingriffe aus Kostengründen nicht durch Tierärzte durchführen zu lassen, sondern selbst zu betäuben. Dies lässt befürchten, dass die Betäubung in vielen Fällen nicht sachgerecht durchgeführt werden dürfte. Die zweite Möglichkeit ist, die männlichen Schweine gegen den Ebergeruch zu impfen, wobei die Produktion von Geschlechtshormonen unterdrückt wird. Schließlich ist es auch noch möglich, komplett auf die Kastration zu verzichten und die Schweine als Eber aufzuziehen. Dies stellt aber größere Anforderungen an den Platz und ist darum bei den meisten Landwirten nicht die bevorzugte Alternative.
Mit einer Kastrationszange werden Ferkeln die Hoden abgeklemmt | Hintergrund: Weerawat @ Adobe Stock
5. Hilfreiches Werkzeug bei der Ferkelkastration: die Kastrationsbank
Es ist sicher nachvollziehbar, dass die meisten Schweine diese Prozedur gar nicht witzig finden, erst recht wegen der fehlenden Betäubung. Damit die Kastration für den Landwirt trotzdem nicht zu mühsam wird, hat sich die Agrarindustrie unter anderem eine mobile Kastrationsbank einfallen lassen. Deren Zweck ist es, das Tier für die schmerzhafte Prozedur zu positionieren und zu fixieren.
Die Kastrationsbank lässt sich mit einer Haltevorrichtung praktischerweise direkt an der Abferkelbucht anbringen, damit die Kastration dann wie am Fließband erfolgen kann. Wir wollen ja keine wertvolle Zeit verlieren. Das Schwein wird dann auf dem Rücken liegend mit dem Kopf nach vorn in die Kastrationsbank gelegt. Mit der Klemme lassen sich nun die Hinterpfoten fixieren und die untere Körperhälfte spannen. Der entscheidende Vorteil der Bank ist es, dass der Eingriff leicht von einer Person vorgenommen werden kann.
Die Kastrationsbank lässt sich auch für andere Tierarten vergleichbarer Größe verwenden und eignet sich nach Herstellerangaben nicht nur für die Kastration, sondern auch für Eiseninjektionen, für das Kupieren der Schwanzspitzen und andere Dinge, die Schweine nur widerwillig über sich ergehen lassen. Es gibt verschiedene Modelle. Im Aufbau sind die Geräte aber vergleichbar und kosten zwischen 30 und 150 Euro. In der Regel sind die Kastrationsbänke aus rostfreiem Edelstahl, damit sie viel Generationen kleiner Schweine bewerkstelligen können. Damit ein wenig Farbe in den Stall kommt, gibt es Kastrationsbänke bei manchen Herstellern auch in verschiedenen Farben, etwa in Blau und in Grün.
Die Kastrationsbank erleichtert Landwirten die betäubungslose Ferkelkastration | Hintergrund: The Len @ Adobe Stock
6. Werkzeuge aus der Tierhaltung zum Amputieren von Gliedmaßen
Zum Zeitpunkt der Schlachtung sind fast alle sogenannten Nutztiere noch Kinder, und wie menschliche Kinder haben auch sie einen angeborenen Spieltrieb. Da sie aber im System der industriellen Massentierhaltung zusammengepfercht werden, können sie ihren Spieltrieb in den Ställen nicht ausleben. In dieser Situation passiert es regelmäßig, dass die Tiere Verhaltensstörungen entwickeln und sich gegenseitig verletzen.
Es gibt Standardverfahren und Werkzeuge in der Tierhaltung, um dem vorzubeugen. Statt den Tieren mehr Platz zuzugestehen, amputieren die Landwirte ihnen ganz einfach die entsprechenden Körperteile. Damit Ferkel nicht an den Ringelschwänzchen ihrer Artgenossen nagen können, werden ihnen die Schwanzspitzen ohne Betäubung mit einem Kupiergerät gekürzt. Zudem schleifen ihnen die Landwirte häufig mit einem Zahnschleifgerät die Eckzähne ab, damit die Ferkel ihre im Kastenstand fixierte Mutter beim Säugen nicht verletzen.
Auch bei anderen Tieren werden mit Werkzeugen aus der Tierhaltung Körperteile amputiert: Bei Bullen werden häufig die Hörner mit einem Enthornungsgerät entfernt. Dabei wird ein heißer Brennstab auf den Hornansatz gedrückt, wodurch dieser verbrannt und die Nerven- und Blutbahnen verödet werden. Alternativ können die Bauern auch ätzende Chemikalien für das Veröden des Hornansatzes verwenden. Bei Puten werden die Schnabelspitzen mit einem heißen Messer, einem Kupiergerät oder einem Infrarotstrahl abgetrennt, damit sie sich nicht gegenseitig die Federn auspicken. Das Kürzen der Schnabelspitze bereitet ihnen Schmerzen und erschwert auch dauerhaft das Essen.
Eigentlich sind Amputationen nach dem Tierschutzgesetz verboten, doch es gibt zahlreiche Ausnahmeregelungen. Auf eine hinreichende Betäubung der Tiere verzichten die Landwirte in der Regel. Wenn überhaupt, werden den Tieren nur Schmerzmittel verabreicht.
Mit Kupiergeräten werden die Ringelschwänze von Ferkeln gekürzt | Hintergrund: Countrypixel @ Adobe Stock
7. Ein Piercing für Nutztiere: die Ohrmarkenzange
Grundsätzlich gilt ja in unserer Gesellschaft: Tiere, die wir als ‚Haustiere‘ betrachten, bekommen einen Namen. Tiere, die wir als ‚Nutztiere‘ betrachten, allenfalls eine Nummer. Die Kennzeichnung mit einer Nummer ist bei Rindern, Büffeln, Schafen und Ziegen EU-rechtlich vorgeschrieben, in Deutschland werden zudem auch Schweine gekennzeichnet. Das soll es ermöglichen, die Tiere auseinander zu halten und nachverfolgen zu können, etwa im Fall des Ausbruchs einer Seuche.
Während Hunde und Katzen ihren Namen häufig in einem Chip an einem Halsband tragen, bekommen die in der Landwirtschaft genutzten Tiere ihre Nummer meist einfach ans Ohr getackert. Dafür nutzt der Landwirt eine Ohrenmarkenzange. Das Durchstechen der Ohren erfolgt in den ersten Lebenstagen. In der Regel wird die Ohrenmarke ohne Betäubung und direkt im Stall angebracht – mit der Folge, dass sich die Ohren aufgrund mangelhafter Hygiene häufig entzünden und es zu dauerhaften Schäden kommen kann.
Nicht nur das Anbringen der Markierung mithilfe der Ohrmarkenzange ist schmerzhaft. Viele Tiere nehmen die Marke weiter als Fremdkörper wahr und versuchen, die Kennzeichnung loszuwerden. Dabei reißen sich manche Tiere die Ohren aus oder fügen sich andere ernsthafte Verletzungen zu. Zudem bergen die Marken die Gefahr, damit irgendwo hängen zu bleiben, was ebenfalls Verletzungen zur Folgen haben kann.
Mit Ohrenmarkenzangen werden Rinder, Schafe etc. gekennzeichnet | Hintergrund: Carola Schubbel @ Adobe Stock
8. Für die Gourmets unter uns: der Stopftrichter für die Foie Gras
Noch immer gilt Foie Gras manchen Menschen als besondere Delikatesse. Für die verwendeten Gänse und Enten ist es auf jeden Fall ein ganz besonders grausames Leben. Bei der Herstellung von Stopfleber wird den Tieren zweimal pro Tag ein Rohr aus Metall oder Kunststoff in den Hals geschoben. Durch das Rohr werden sie dann unter starken Schmerzen mit Maisbrei oder anderem Getreidebrei gemästet, so dass ihre Leber ordentlich fett ansetzt. Wenn die Tiere geschlachtet werden, ist ihre Leber häufig zehnmal so groß wie unter natürlichen Bedingungen. Bei weiblichen Enten funktioniert das nicht so gut wie bei den männlichen Exemplaren, darum werden allein in Frankreich jedes Jahr viele Millionen weibliche Enten unmittelbar nach der Geburt aussortiert und geschreddert.
Viele Länder haben die Produktion von Foie gras aufgrund dieser grausamen Methoden verboten, darunter auch Deutschland. In Frankreich hingegen gilt Foie Gras als sakrosanktes nationales Kulturgut, in das sich das Land auch nicht durch europäische Gesetzgebung reinreden lassen möchte. Importiert, verkauft und konsumiert werden darf Stopfleber auch in Deutschland. Viele Restaurants sehen davon ab, eine solche Speise anzubieten, aber gerade unter den hochpreisigen Gourmetrestaurants finden sich viele, die dieses Qualprodukt weiter auf der Karte haben.
Der hier abgebildete Stopftrichter für das Mästen gibt vielleicht einen kleinen Eindruck davon, was die Tiere zweimal täglich erwartet. In seiner Mechanik ist er allerdings etwas altmodisch. In der industriellen Praxis der Foie Gras-Produktion kommen natürlich größere, automatisierte Vorrichtungen zum Einsatz, bei denen die Landwirte den Gänsen den Maisbrei nicht eigenhändig in den Rachen kurbeln müssen.
Für Foie Gras werden Gänse und Enten mit Stopftrichtern gemästet | Hintergrund: Quentin Le Loarer @ Pixabay
9. Dem Ende entgegen: der Viehtreiber
Wenn die sogenannten Nutztiere am Ende ihres leidvollen Lebens verladen werden und am Schlachthof ankommen, dann spüren viele Tiere, was sie dort erwartet. Schweine zum Beispiel nehmen häufig den Geruch des Blutes ihrer Artgenossen wahr und werden dann panisch. Häufig ist ein wenig Nachhilfe nötig. Auch hierfür gibt es Instrumente in der Tierhaltung. Beim Verladen der Tiere und beim Treiben zum Schlachten darf das Schlachthofpersonal Viehtreiber einsetzen, damit die Tiere trotz Todesangst weiterlaufen.
Solche Viehtreiber können zum Beispiel Elektroschocker mit mehreren Tausend Volt sein. Für den Gebrauch von Viehtreibern gelten bestimmte Regeln. Sie dürfen dem Gesetz nach nur beim Verladen für den Transport und beim Treiben im Schlachthof eingesetzt werden. Zudem ist festgelegt, dass sie nur an bestimmten Körperteilen verwendet werden dürfen und besonders schmerzempfindliche Körperteile wie Gesicht und Geschlechtsorgane ausgespart werden müssen. Immer wieder gibt es aber Berichte darüber, dass diese Regeln in der landwirtschaftlichen Praxis nicht überall eingehalten werden, zum Teil aus Versehen, zum Teil aber auch mutwillig.
Mit Viehtreibern werden Rinder, Schweine, Ziegen etc. zur Schlachtung getrieben | Africa Studio @ Adobe Stock
10. Das bittere Ende: kleine und große Killermaschinen
Das war nur ein kleiner Einblick in die Werkzeugkiste der modernen Tierhaltung. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Vor allem mit den großen, monströsen Apparaturen, mit denen die Tiere in industrieller Fließbandarbeit betäubt, geschlachtet, gehäutet, zerlegt etc. werden. Diese Werkzeuge entziehen sich aber weitgehend dem Blick der Öffentlichkeit und finden sich nicht einfach im Onlineversandhandel für Werkzeuge aus der Tierhaltung.
Statt den großen Killermaschinen hier abschließend nur ein kurzes Streiflicht auf den ungleich kleineren ‚Finito‘ für den privaten Gebrauch. Das ist eine praktische Haushaltshilfe für das Schlachten von Kaninchen. Einen passenderen Namen hätte der Hersteller nicht wählen können. Denn während Bolzenschussgeräte entgegen der landläufigen Meinung die Tiere gar nicht töten sondern nur vor dem Schlachten betäuben sollen, ist der Finito tatsächlich ein kleines Schlachtwerkzeug. Damit es nicht zu unschönen Vorfällen kommt, hat der Finito sogar eine Kindersicherung.
Gebrauchsanweisung: Um ein Kaninchen zu schlachten, steckt man den Drahtstift durch die Öffnung des Geräts und zieht ihn solange durch den Tunnel hoch, bis der Stift einrastet. Der Finito ist dann geladen und einsatzbereit. Nun wird der Kopf des Kaninchens auf eine feste Unterlage gedrückt und der Finito über dem Gehirn in der oberen Kopfmitte positioniert. Dann nur noch den Auslöser betätigen und das Werk ist vollbracht. Bon Appétit.
Mit dem Finito ist Kaninchenschlachten denkbar einfach | Pexels @ Pixabay
Ausgewählte Quellen: